
Im Dezember 2011 gründete eine Personengruppe den Verein „Initiative Erinnern Frauenkirchen“. Dieser Verein macht es sich zur Aufgabe die verschiedenen Erinnerungsstätten im Raum Frauenkirchen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Insbesondere Relikte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Frauenkirchen, ehemalige Friedhöfe und andere historisch bedeutsame Plätze und Gebäude.
Als erste wichtige Aufgabe sahen es die Vereinsmitglieder an, ein
Erinnerungszeichen am ehemaligen Standort des jüdischen Tempels zu setzen. Eine
Gedenktafel sollte errichtet werden, die auf den ehemaligen Tempelstandort hinweist.
Nachdem die Israelitische Kultusgemeinde Wien und die Stadtgemeinde
Frauenkirchen als Partner gewonnen werden konnten begannen die Planungen.
Nach Vorliegen eines ersten Gestaltungskonzeptes der Künstlerin Dvora Barzilai und
der Architekturüberlegungen von Martin Promintzer, kam man zur Übereinkunft den
ganzen vorhandenen Platz als Gedenkstätte einzurichten. Als formaler Ansatz wurde
die Form eines Hofes gewählt, der den Ort und den Raum des zerstörten Tempels
widerspiegeln soll. Für den Gedenkort wählte man die Bezeichnung „Garten der
Erinnerung“.
Nach Abklärung der juristischen Fragen und der Zusage von Geldgebern wurde im
März 2013 der Spatenstich durchgeführt. Bei den ersten Erdarbeiten stieß man auf
Gebäuderelikte, sodass die Bauarbeiten ruhend gestellt wurden. Archäologen
konnten bei der Fundstelle Reste der ehemaligen barocken Synagoge von
Frauenkirchen sicherstellen. Der Projektplan wurde bezüglich der Ausgrabung und
der mittlerweile wiederaufgefundenen Säulen des zerstörten Tempels adaptiert und
die Bauarbeiten konnten wieder aufgenommen werden.
Der Gedenkpark ist an drei Seiten von Mauern umgeben, sodass ein Hofraum
entsteht, der einen Tempel abbildet und auch dessen Grundelemente in abstrahierter
Form beinhaltet. Nach Außen manifestiert sich die Gedenkstätte durch eine
„Schirmwand“ als Abschluss zum davor liegenden Platz. Diese leicht vor die
Gebäudefronten gesetzte Wand, die stilistisch die ehemalige Tempelfront skizziert,
gewährleistet auch die Sichtbarkeit des Denkmals vom Zugangsweg. Beim Eintreten
in die Anlage entsteht der Eindruck von „Ruhe“ (Garten), durch die Verwendung von
klaren Materialien (Sichtbeton, Stein und Glas) und einfachen geometrischen
Formen. Innen befinden sich die drei wesentlichen Elemente der Gedenkstätte.
Eine Plastik im Zentrum der Anlage bestehend aus einer abstrahierten Thorarolle aus
Bronze auf kubischem Steinsockel (Bima), zum Gedenken an die jüdische Gemeinde
und den zerstörten Tempel. Die durch einen Glaskubus geschützte
Ausgrabungsstätte mit den Fragmenten der ehemaligen barocken Synagoge und
den zerbrochenen Säulen, die auf die Zerstörung des Tempels hinweisen. Im
Glaskubus befinden sich weiter ein Modell des ehemaligen jüdischen Viertels von
Frauenkirchen und Fundgegenstände. Das dritte Element des Gedenkparks sind die
Tafeln mit den Namen der vertriebenen jüdischen Familien, die metaphorisch auf
einen Thoraschrein Bezug nehmen.
Zudem bietet ein digitales Informationssystem den Besuchern die Möglichkeit in vier
Sprachen sich über die Geschichte der Juden in Frauenkirchen zu informieren. Eine
Sitzgelegenheit soll die Betrachter um längeren Aufenthalt einladen. Der „Garten der
Erinnerung“ will sowohl informieren und erinnern als auch zum Gedenken und
Verweilen anregen. 2016 konnte die Gedenkstätte fertiggestellt werden.
(© Herbert Brettl)
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