
Gregor Meidlinger wurde am 3. Jänner 1874 als Sohn von Kleinbauern in Frauenkirchen, Josefistraße Nr. 15, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Frauenkirchen erlernte er in Wien das Tischlerhandwerk und arbeitete in weiterer Zeit als Buchbinder und Futteralmacher. Daneben gelang es ihm, im Selbststudium die Matura nachzuholen, und er wurde als Rechnungsbeamter bei der Gemeinde Wien angestellt. Im Ruhestand promovierte er 1936 im 62. Lebensjahr an der Universität Wien zum Doktor der Staatswissenschaft.
Schon während seiner Lehrzeit schloss er sich der Christlichsozialen Bewegung an und trat als Redner und Verfasser von Zeitungsartikeln in Erscheinung. Er befürwortete die Forderung des Volksschullehrers Josef Patry, seine Heimat Deutsch-Westungarn an Österreich anzuschließen, und gründete 1907 mit ihm den „Verein zur Erhaltung des Deutschtums in Ungarn“, dessen Obmann Stellvertreter er wurde. Der Verein sprach sich massiv gegen die zunehmende Magyarisierungspolitik in Schulen, Kirche und öffentlichen Einrichtungen in Deutsch-Westungarn aus.
Als nach dem Ersten Weltkrieg die Frage der Staatszugehörigkeit Deutsch-Westungarns aktuell wurde, gehörte er zu jenen, die in Wien sofort für den Anschluss dieses Gebietes an Österreich aktiv wurden. Gregor Meidlinger organisierte Besprechungen und Kundgebungen, trat in Wien und seiner Heimat als Redner auf und half im März 1919, das „Aktionskomitee für die Befreiung Deutsch-Westungarns“ zu gründen. Als Mitglied einer Delegation war er am 6. September 1919 bei einer Unterredung mit Staatskanzler Karl Renner dabei. Dort soll er bei der Suche nach einem geeigneten Namen für das neue Burgenland, und um sich von der ungarischen Vergangenheit zu distanzieren, in einem Zwischenruf den Namen „Burgenland“ vorgeschlagen haben – ein Begriff, der bereits zuvor von Adalbert Wolf, einem Apotheker aus Neusiedl am See, verwendet worden war. Staatskanzler Renner griff diese Anmerkung auf, sodass dieser Name danach offiziell für das neue Bundesland Verwendung fand.
Gregor Meidlinger war im Sommer 1920 Mitbegründer des „Vereines Christlicher Burgenländer in Wien“, aus dem sich in weiterer Folge die Christlichsoziale Partei des Burgenlandes entwickelte. Nach seiner Flucht aus dem Burgenland vor den Freischärlern arbeitete er in Wien für den „Ödenburger Heimatdienst“, der sich vergeblich darum bemühte, bei der Abstimmung von Ödenburg ein proösterreichisches Ergebnis zu erreichen. Seine Hoffnungen, im März 1922 zum Landesparteiobmann der Christlichsozialen Partei Burgenlands gewählt zu werden, erfüllten sich nicht. Ebenso gelang es ich ihm nicht, bei den folgenden Nationalratswahlen einen aussichtsreichen Parteilistenplatz zu erreichen. Gregor Meidlinger gehörte auch zu den Gründern der burgenländischen CV-Verbindung „Austro-Peisonia“.
Dr. Gregor Meidlinger starb am 12. November 1948 in Wien, sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof.
(©Herbert Brettl)
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